14.4.22

Sächsische Städteroute

Sächsische Städteroute - 24. bis 26. September 2021

Mitte 2019 fuhr ich die Mittellandroute (D4) ab Weimar bis nach Aachen. Das Stück zwischen Weimar und Zittau fehlte mir also noch die ganzen Jahre. Pedantisch wie ich bin, geisterte mir die Rest-Mittellandroute immer wieder durch den Kopf. Als sich die Chance ergab, fuhr ich zunächst die Thüringer Städtekette (Video zur Tour hier: https://youtu.be/z_yK7o4olXg).

Damit war dann nur noch der sächsische Teil des D4 abzuradeln. Ende September 2021 war ich auf der Suche nach einer kleinen, mehrtägigen Tour, um das gute Wetter ausnutzen zu können. Ich stieß auf die Sächsische Städteroute - das sächsische Pendant zur Thüringer Städtekette. Von Crimmitschau bis nach Freiberg verläuft diese Tour parallel zum D4, also konnte ich damit wieder ein gutes Stück D4 abhaken.

Hier gibt es mein Video zur Tour:


Tag 1

Gemeinsam mit meinem Schwiegervater, Winnie, plante ich die Tour, verteilt auf 3 Tage. Am Freitag, den 24.9.21, reisten wir mit der Bahn an - Winnie aus Burgstädt bei Chemnitz, ich aus Leipzig. Wir trafen uns in Gößnitz und fuhren die letzten beiden Stationen gemeinsam.

Vom Bahnhof in Crimmitschau hieß dann erst einmal, aus der Stadt herauszufahren. Nach nur wenigen hundert Metern erreichten wir den Startpunkt der Sächsischen Städteroute (SäS) - sehr unscheinbar und nicht gesondert hervorgehoben. Anschließend folgte die Strecke dem Verlauf der Pleiße. Für etwa 4 km verläuft der Pleißeradweg hier parallel zur SäS und zur D4; dabei unterquert man das erste von vielen Malen die Autobahn A4. In Höhe Gosel trennen sich die Wege wieder.

Innerhalb weniger Kilometer war Glauchau erreicht, das man aber relativ weit im Norden durchfährt, fast schon nur tangiert.

Es geht durch viele schöne Ortschaften, hier Gesau.

Ab Glauchau folgt der Radweg bis zum Rabensteiner Wald westlich von Chemnitz dem Verlauf der A4 - zumindest ist man nie weit weg. Ziemlich genau am Ortsausgang von Glauchau beginnt auch die erste "Anstiegsserie", bei der man über eine Strecke von ca. 14 km im Saldo 240 Höhenmeter erklimmt. Dabei geht es immer mal wieder runter, sodass in Summe natürlich mehr Höhenmeter zusammenkommen.

Nördlich von Hohenstein-Ernstthal war der erste "Gipfel" im Höhenprofil erklommen. Weil das Wetter zwischenzeitlich nicht wirklich freundlicher geworden war und es ab und an nieselte, war auch der Blick nach Hohenstein-Ernstthal verhangen:

"Dunst" über Hohenstein-Ernstthal

Nach Erreichen des zweiten Höhenprofil-Gipfels hinter Wüstenbrand ging es dann gepflegt bergab durch den Rabensteiner Wald bis nach Chemnitz.

Auf dem Totenstein im Rabensteiner Wald, Blick Richtung Chemnitz

Im Westen von Chemnitz hätten wir uns ohne Navi verfahren, denn dort "verschwindet" der Radweg zwischen Haus und Hecken:

leicht zu übersehender Abzweig in Chemnitz-West

Wir folgten dann dem Kappelbach bis hinein ins Zentrum von Chemnitz. Beim Subway in der Zwickauer Straße gab es für uns kurz vor Erreichen des Zentrums eine Mittagsrast. Der Subway bietet auch eine vegane Auswahl, wodurch ich dort auch etwas fand.

Der Kappelbach mündet dann in die Chemnitz (Fluss), dem die Route auch ein kurzes Stück folgt, bevor man dann auf die Brückenstraße biegt, am Karl-Marx-Kopf vorbeifährt und dem Verlauf der Augustusburger Straße auf parallel verlaufenden Wegen nach Osten folgt. Der kontinuierliche Anstieg von 1-2 % machte sich dabei schon bemerkbar.

Hinter Euba wartete dann der erste stärke Anstieg des Tages mit bis zu 10 %. Das war allerdings nur das Vorspiel, denn was man ab Chemnitz erklommen hatte, ließ man gleich wieder hinter sich. Ein kurzer Blick auf das Schloss Augustusburg, was noch sehr weit entfernt wirkte, und schon befanden wir uns auf einer rasanten Abfahrt hinab ins Tal der Zschopau.

Ab Erdmannsdorf ging es nach Überquerung der Zschopau hinauf zum Schloss Augustusburg. Auf einer Strecke von 4 km überwindet man dort ca. 225 Höhenmeter. Für mich hieß das Stop & Go, d. h. immer wieder kleine kurze Pausen zum Luftholen. Winnie schaltete einfach seine Unterstützung dazu 😉. Zu meiner Überraschung habe ich es tatsächlich ohne Schieben geschafft. Umso fröhlicher war ich dann natürlich, als wir beim Schloss ankamen.

beim Schloss Augustusburg

Vom Schloss ging es unterschiedlich stark bergab, wieder auf Niveau der Zschopau. Doch diesmal hieß der das Tal formende Fluss "Flöha". In Falkenau endete die Abfahrt. Nach Oederan mussten wir wieder einen kleinen Anstieg mit bis zu 11 % überwinden.

Das restliche Teilstück nach Freiberg enthielt noch den ein oder anderen Hügel, im Vergleich zum Rest des Tages jedoch nichts mehr wirklich nennenswertes. In Freiberg angekommen, bogen wir an den Kreuzteichen rechts zum Bahnhof ab und verließen damit die Route. Mit der Bahn ging es dann zurück nach Herrenhaide (bei Burgstädt) zu Winnie nach Hause.

Tag 2

Wir nahmen einen frühen Zug von Burgstädt über Chemnitz nach Freiberg. Kurz nach 8:30 Uhr konnten wir am Freiberger Bahnhof starten und fuhren zurück zur Route an den Kreuzteichen. Für die erste Tageshälfte sah das Höhenprofil einen kontinuierlichen Abstieg bis zur Elbe vor, nur zu wenigen Gelegenheiten durch kleinere Anstiege durchbrochen.

Nach nicht einmal 8 km ab Freiberg verläuft die SäS sehr nah an der Freiberger Mulde entlang. Über 14 km fährt man so gleichzeitig auf dem Mulderadweg. Erst in Nossen trennen sich die Wege der beiden Wege 😉. Dort hat man dann auch schon bis auf einen alle Anstiege der ersten Tageshälfte geschafft.

in Höhe Hohentanne überwindet man einen Anstieg mit fast 10 % Steigung

Bis dort hin durchfährt man aber erst einmal ein wirklich schönes Flusstal und bekommt dabei sogar noch ein wenig von der Lokalgeschichte mit.

Maschinenbaufabrik Obergruna, seit 1836

Auch wenn man sich in der Gegend nicht gut auskennt, so kann man die markante Brücke der Autobahn A 4 nicht übersehen. Damit weiß man, dass man kurz vor Nossen ist. Von dieser Stadt erhascht man nur einen schnellen Blick vom Schloss, bevor man rechts abbiegt und sie so schnell wieder verlässt, wie man hineingefahren ist.

Wenige Kilometer später hat man in Obereula den letzten - kleineren - Anstieg der ersten Tageshälfte erklommen. Von hier geht es über eine Strecke von fast 40 km beinahe durchweg bergab. Entsprechend schnell kommt man hier voran. Ab etwa Höhe Rothschönberg schlängelt sich die nur wenig befahrene Straße im Tal der Triebisch entlang.

So erreichten wir sehr entspannt Meißen.

Mit bestem Blick auf die Albrechtsburg überquert man in Meißen die Elbe.

Die nächsten 15 km verläuft die SäS parallel zum Elberadweg. Wir stoppten 13 km hinter Meißen bei "Velo Verde" für eine Mittagsrast.

Etwa in Höhe Radebeul verlässt man dann den Elberadweg in Richtung Norden. Wir kamen hier dann nicht mehr sehr weit. Winnie entdeckte an seinem Vorderreifen Ausbeulungen, die auf eine starke Beschädigung seiner schlauchlosen Reifen hindeuteten. Weil wir uns gerade in Reichweite von Fahrradhändlern befanden, entschied sich Winnie, dies gleich reparieren zu lassen. Leider war es schon Samstag Nachmittag, sodass die wirklich nahen Fahrradläden bereits geschlossen waren. Winnie fuhr dann zum 4 km entfernten Fahrrad XXL, während ich der Tour weiter folgte.

Ab Radebeul ging es dann erst einmal für 5 km mal mehr mal weniger stark bergauf bis nach Dippelsdorf. Auf wirklich sehr schönen Radwegen und kleineren Straßen erreicht man dann recht zügig Moritzburg mit dem gleichnamigen Schloss.

Schloss Moritzburg

Wo ich hier jetzt gerade diesen Blog-Beitrag verfasse und die Tour nachvollziehe, fällt mir auf, dass ich offenbar gar nicht der korrekten Route gefolgt bin. Sowohl Komoot als auch WayMarkedTrails.org zeigen einen Verlauf an, der nicht durch Moritzburg führt. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine, den GPX-Track von den Seiten des Tourismusverbandes Dresden Elbland gezogen zu haben. Dort wird auch die Variante über Moritzburg angezeigt.

Sei's drum. Das Schloss Moritzburg zu sehen, war den Abstecher allemal wert. Es ist einfach wunderschön und für mich so eine Art Wahrzeichen für Sachsen.

Ab Bärnstorf verlief unsere Routenführung wieder zusammen mit der in Komoot zu findenden.

Insgesamt 30 km habe ich allein zurückgelegt. In Schönborn, einem Stadtteil von Dresden, trafen sich Winnie und ich wie verabredet wieder. Von dort fuhren wir hinab zur Großen Röder und anschließend sofort wieder hinauf, teilweise mit 8 % Steigung. Kurz nach erneuter Unterquerung der Autobahn A 4 in Höhe Seifersdorf beginnt ein stärker werdender, auf 10 km gestreckter Anstieg bis kurz vor Oberlichtenau. Man wird direkt für die Anstrengung belohnt. Denn ab hier folgt man für ca. 5 km dem Tal der Pulsnitz. Die Strecke führt hier abflachend bergab. In Reichenbach biegt man rechts ab und lässt die Pulsnitz hinter sich.

Auf der Reststrecke bis nach Kamenz gab es dann nur noch einen kleinen, nennenswerten Anstieg beim Steinbruchsee Prelle in Häslich. Nach 122,8 km kamen wir beim Hotel Goldner Hirsch (Booking.com-Partnerlink!) an, gingen noch zu Abend essen und hatten im Hotel eine erholsame Nacht.

Tag 3

Wir starteten gut in den Tag, der mit insgesamt 1.160 Höhenmetern noch mal gut anstrengend zu werden versprach. Wir fuhren zunächst aus Kamenz heraus. Mir kam die Strecke bekannt vor, denn keine vier Monate zuvor fuhr ich den Krabatradweg ab (Video hier). Erst nach etwa 5 km bog der Krabatradweg in Deutschbaselitz links ab, die SäS stattdessen nach rechts.

Kurz vor Prietitz war doch tatsächlich eine Umleitung für Radfahrer ausgeschildert, sodass wir dort eine kleine Abkürzung nach Kriepitz nehmen mussten. Auf ruhigen Landstraßen und beinahe verkehrsfreien Landwirtschaftswegen fährt man hier angenehm durch die Lausitz und genießt - gutes Wetter vorausgesetzt - immer wieder schöne Weitblicke in die sanft hügelige Umgebung.

Nach knapp unter 40 km erreichten wir Bautzen, wo man auf die Spree trifft.

Altstadt Bautzen

Kaum hat man den Anblick der Altstadt genossen, muss man dort einen knackigen Anstieg überwinden. Man verlässt Bautzen in östlicher Richtung und durchfährt dann eine sehr ländlich geprägte Region. Nördlich von Löbau schwenkt die Route dann scharf nach Süden, um zu eben dieser Stadt zu führen.

In Löbau kamen wir 14:30 Uhr an und machten dort erst einmal eine ordentliche Pause. Der dritte Tag unserer Reise war dann doch recht anstrengend, weshalb Winnie sich über einen Döner freute und ich mich über mitgebrachte Brote sowie eine eingekaufte Sprite 😁. Frisch gestärkt gingen wir die restlichen 35 km an.

Unsere Schatten wurden dann schon deutlich länger und wiesen uns den Weg nach Osten. Denn die Sonne stand schon sehr weit im Westen.

Kurz vor Deutsch Paulsdorf führte uns unser Track von der eigentlichen Routenführung weg. An zwei Kreuzungspunkten mit dem tatsächlichen Streckenverlauf kamen wir deshalb kurz ins Stutzen. So kam es dann, wie es kommen musste: wir vertrauten der Navigation nicht mehr und bogen in Jauernick-Buschbach rechts ab, statt nach links weiter zu fahren. Es folgte eine rasante Abfahrt hinab zum Berzdorfer See. Die wollten wir nicht wieder hochstrampeln müssen, weswegen wir nach einem kurzen Blick auf die Karte entschieden, den vorhandenen Wegen rund um den See zu folgen.

Wir hatten mittlerweile auch einen Zug ins Auge gefasst, den wir nehmen wollten. Diesen zu erreichen schien jetzt in Gefahr zu sein, weswegen wir ziemlich zügig am See entlang fuhren. Geholfen haben aber auch die Mücken, die einen sofort belagerten, wenn man einmal zum Stehen kam.

Wir trafen dann auf die Deutschlandroute D 12, den Oder-Neisse-Radweg, fuhren aber auf direktem Wege zum Zielpunkt. Im Zentrum von Görlitz hatten wir die SäS wieder gefunden und folgten dieser die letzten paar hundert Meter zum Ziel der Tour: der Altstadtbrücke von Görlitz. Zum Bahnhof ging es dann durch die sehenswerte Altstadt von Görlitz. Unseren Zug erreichten wir noch ohne großen Zeitdruck.

trotz Verfahrens gut und rechtzeitig angekommen


16.1.22

Kyffhäuser-Radweg

Kyffhäuserradweg - 18.12.2021

Immer wieder bin ich mit dem Auto dran vorbeigefahren, mal näher, mal etwas entfernter. Ein- oder zweimal war ich sogar schon oben auf dem Kyffhäuser. Aber nie hatte ich bisher das Kyffhäuser-Denkmal besucht.

Hier gibt es mein Video zur Tour:

Bei meiner Suche nach interessanten Tagestouren stieß ich auf den Kyffhäuser-Radweg. Dieser umrundet das namensgebende Gebirge auf einer Gesamtlänge von 36 km (+ jeweils 10 km An- und Abreise vom/zum Bahnhof in Artern).

Mit diesem Radweg wäre ich also wieder in der Gegend, ganz nah sogar. Deshalb plante ich meine Route von Artern (Unstrut) entlang des Radwegs, aber eben hinauf zum Denkmal, statt den Kyffhäuser dann nördlich zu umrunden. Dadurch verlängerte sich die Tour auf ca. 68 km und einige Höhenmeter kamen - wen überrascht es - hinzu.

Am 18.12.21 nahm ich kurz vor 9 Uhr eine Bahn ab Leipzig-Knauthain. Etwas mehr als zwei Stunden und drei Umstiege später stand ich am Bahnhof in Artern. Wie vorhergesagt war das Wetter leider nicht besonders freundlich. Es nieselte etwas, Hochnebel verhinderte jegliche Aussicht und es war kühl. Aber darauf war ich vorbereitet und die Hoffnung hielt sich, dass die Vorhersage auch für den restlichen Tag stimmte. Demnach sollte es nur noch zwei Stunden so bleiben.

Zuerst ging es kurz durch das beschauliche Städtchen Artern. Auf der Reinsdorfer Straße ging es über die Unstrut und dann rechts hinein am Gartenverein "Reinsdorfer Straße" vorbei. Hier trifft man auf den Unstrut-Radweg, dem man keine 2 km bis zur Unstrut-Brücke bei Schönfeld folgt. Diese Brücke markiert den "Startpunkt" des in Artern beginnenden Zubringers zum Rundweg Kyffhäuser-Radweg.

Unstrut-Brücke bei Schönfeld
die Unstrut-Brücke bei Schönfeld

Auf ruhigen Nebenstraßen oder sogar nur landwirtschaftlich genutzten, dennoch meist sehr schön asphaltierten Wegen führte der Zubringer zuerst "zurück" an die westliche Grenze Arterns, dann unter der A 71 entlang, um direkt dahinter bei der Ortsumgehung Schönfeld-Ringleben einen nervigen Bogen zu machen - zwar nur insgesamt ein Kilometer, aber trotzdem.

Danach folgte die Route einem sehr gut ausgebauten Radweg, der fast schon wie eine ehemalige Bahntrasse wirkt, vorbei an Kachstedt und Borxleben. Am nördlichen Rand von Ichstedt war es dann soweit: der Kyffhäuser-Rundweg war erreicht. Hier kann man sich entscheiden, ob man der Runde zuerst nördlich oder zuerst südlich folgt. Ich entschied mich, zuerst südlich um den Kyffhäuser herum zu fahren.

Hier trifft man zuerst auf Udersleben, wo direkt am Ortseingang ein seltsamer Baumstamm aufgebockt liegt. Hat man dessen Länge abgefahren, erkennt man, was es ist: der Udersleber Riesenbesen.

Udersleber Riesenbesen
Udersleber Riesenbesen


Am Ortsausgang trifft man auf die erste etwas steilere und etwas längere Steigung hinauf zum Flugplatz Bad Frankenhausen. Zwar ist diese Straße eigentlich nur für landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben. Dennoch herrscht hier so viel Verkehr wie auf wahrscheinlich keinem anderen Teilstück des gesamten Radwegs 😜. Einheimische nutzen den Weg scheinbar als Abkürzung nach Bad Frankenhausen, das man nach einer sehr schönen Abfahrt erreicht, während der man bei schönem Wetter bestimmt fantastische Weitblicke genießen kann.

Bad Frankenhausen scheint sehr stark vom Kurgeschäft geprägt zu sein. Direkt am Ortseingang fährt man an einem Rehazentrum vorbei. Bevor man dann auf den Kurpark trifft, sieht man rechter Hand noch den Schiefen Turm von Bad Frankenhausen.

Schiefer Turm
Schiefer Turm von Bad Frankenhausen

Bad Frankenhausen sieht entlang der Route echt hübsch aus. Stellt man sich jetzt noch einen sonnigen Frühlings- oder Sommertag vor, könnte man hier bestimmt in einem netten Café eine erste Rast machen. Etwas mehr als 20 km sind immerhin schon geschafft.

Noch in der Stadt erreicht man die Kleine Wipper, einen kleinen Fluss, dem man für etwa 2 km folgt.  Man biegt links ab; später begleitet der Fluss einen wieder für kurze Zeit bis zum Informationszentrum des Geoparks Kyffhäuser. Gleich daneben liegt die wirklich sehenswerte Barbarossa-Höhle, die ich in der Vergangenheit schon einmal besuchte.

Während die Höhle das Innenleben des Kyffhäusers zeigt, begegnen einem rund um die Höhle immer mal wieder auffällig kahle, felsige Stellen auf den Berg rundherum. Dieser Gips- und Kalkstein ist wohl charakteristisch für den Kyffhäuser.

Gips- und Kalkstein-Felsen am südlichen Kyffhäuser

Man passiert auf der Landstraße das Örtchen Steinthalleben, wo man schon mitten in einer langgezogenen Steigung ist, die ihren Höhepunkt ziemlich genau an der Grenze Thüringens zu Sachsen-Anhalt hat. Von dort kann man eine schöne Abfahrt fast bis hinab zur Talsperre Kelbra genießen, die man unten im "Tal" schon sieht.

Grenze Thüringen mit Sachsen-Anhalt, Blick zur Talsperre

Kurz darauf erreicht man Kelbra. Dort trifft der Radweg auf die B 85. Statt diese gleich wieder nach Osten zu verlassen - dort geht der Kyffhäuser-Radweg weiter - führt meine Route nun eine ganze Weile entlang der B 85. Denn diese schlängelt sich in 36 Kurven mit im Schnitt 5 % Anstieg hinauf auf den Kyffhäuser. Schon kurz vor dem Ortsausgang war die Steigung ordentlich, laut Straßenschild wohl 10 %. Kaum hat man Kelbra verlassen und das bewaldete Gebiet erreicht, ist man auch schon wieder in Thüringen.

Während man sich abstrampelt, genießt man den einen oder anderen schönen Ausblick auf das immer weiter entfernte Tal, aber auch zu den Bergen rundherum. So erspäht man z. B. auch die Rothenburg, eine in Privatbesitz befindliche Ruine, die nicht zugänglich ist. Nachdem man sich als vergleichsweise vollbepackter Tourenradler ein paar Mal von Rennrad-Cracks hat überholen lassen, erreicht man fast ganz oben den Abzweig zum Kyffhäuser-Denkmal.

Fast geschafft: Abzweig zum Denkmal

Bis zum großen Parkplatz und den dortigen touristischen Einrichtungen kommt man angenehm schnell - bergab - voran. Dann heißt es noch einmal richtig in die Pedale treten, denn die letzten 500 Meter geht es steil bergauf zum Eingang des Denkmals.

Doch die Belohnung in Form des Denkmals lohnt alle Anstrengungen.

beim Kyffhäuser-Denkmal

Das Denkmal ist begehbar, es gibt sogar direkt daneben ein Museum mit Café. Weil ich nicht gar so viel Zeit hatte, bin ich nur bis ganz nach oben im Denkmal gekraxelt. Das war fast schon anstrengend als die Fahrt hinauf zum Denkmal 😉. Oben angekommen, konnte ich wegen der tief hängenden Wolken leider nicht besonders weite Aussichten genießen. Aber auch die Wolken rund um mich herum hatten etwas.

Ausblick vom Denkmal / mein Fahrrad wartet auf mich (roter Kreis)

Nach einem warmen Tee, den ich mir auf Anraten meiner Frau mitgebracht hatte, begab ich mich dann auf die "Rückreise". Ich hatte überlegt, einfach wieder hinab nach Kelbra zu fahren und die nördliche Hälfte des Kyffhäuser-Radwegs einfach noch zu fahren. Aber dafür - so dachte ich - reichte die Zeit nicht mehr. Schließlich musste ich einen Zug in Artern erreichen.

Wenn ich aber jetzt so zurück denke, wäre ich mit der schnellen Abfahrt und dem wahrscheinlich durchgehend asphaltierten Radweg auf dem Kyffhäuser-Radweg deutlich schneller oder zumindest ebenso schnell, dafür aber viel angenehmer- unterwegs gewesen.

Denn ich ließ mich von Komoot einfach an der östlichen Flanke des Bergs nach unten führen. Ich wusste, dass es nur ein Wanderweg oder so etwas werden würde, denn auf der Karte ist es mit "Singletrail" und "Erde" ausgewiesen. Vorbereitet auf das, was dort tatsächlich kam, war ich allerdings nicht.

Der erwartete Wanderweg war - eine Beschreibung fällt fast schon schwer - eher eine Art ausgewaschenes Bachbett, gefüllt mit großen, rundlichen und los liegenden Steinen. Das an sich wäre ja nicht weiter schlimm gewesen. Problematisch war das feuchte Laub, welches den gesamten Untergrund bedeckte. Ich konnte die Steine nicht sehen. So hing ich die ersten paar hundert Meter halblinks auf meinem Rad, immer bereit für einen spontanen Abstieg. Allzu schnell durfte ich aber nicht werden, das wäre halsbrecherisch geworden. Also bremste ich so sachte, wie es nur irgendwie ging. Allerdings führte das starke Gefälle dazu, dass das Hinterrad blockierte. Nach dem kurzen Stück entschied ich mich dann, abzusteigen. Einen Sturz wollte ich dann doch nicht riskieren.

Aber auch das Laufen auf dieser Oberfläche war furchtbar. Ich knickte einmal auch ziemlich heftig um. Zum Glück konnte ich weitergehen.

Nach etwa einem Kilometer, den ich halt nur sehr, sehr langsam hinter mich bringen konnte, war der schlimmste Teil erledigt. Dort - wieder Sachsen-Anhalt - begannen dann mehr oder minder gut befahrbare Wiesenwege.

fast schon erholsam

Etwa in Höhe des Freilichtmuseums Königspfalz Tileda, dessen Besuch ich mir für einen anderen Tag aufhebe, begannen dann wieder asphaltierte Wege. Von Tileda zurück über die Grenze mit Thüringen nach Ichstedt war es dann auch eine sehr schön Hochgeschwindigkeitsstrecke mit nur wenigen, kleinen Anstiegen. Mit Erreichen von Ichstedt war die Runde dann komplett und es ging auf bekannter Strecke zurück nach Artern, danach auf direktem Weg zum Bahnhof.

Insgesamt war ich etwa 5,5 Stunden unterwegs und habe eine Strecke von 67,85 km mit 691 Höhenmetern zurückgelegt.

Fazit:
An einem sonnigen Tag im Frühling/Sommer ist der Kyffhäuser-Radweg bestimmt eine richtige Perle im Kyffhäuserland. Der eigentliche Rundweg ist für jede/n Radler/in geeignet. Der Abstecher hoch zum Denkmal will gut überlegt sein, denn das Hochfahren ist nicht ohne. Wer das aber unternimmt, sollte den gleichen Weg zurück nach Kelbra wählen und anschließend wieder dem Kyffhäuser-Radweg folgen.

Sächsische Städteroute

Sächsische Städteroute - 24. bis 26. September 2021 Mitte 2019 fuhr ich die Mittellandroute (D4) ab Weimar bis nach Aachen. Das Stück zwisch...